Nationalsozialismus vor Ort: Aufgaben und Funktionen der Stadtverwaltungen im NS-Staat
Vortrag von Prof. Dr. Sabine Mecking im Rahmen der Reihe "Stadtgeschichte am Abend"
Inhalt:
Die Städte waren neben Polizei, Wehrmacht, Partei und zahlreichen Sonderverwaltungen ein integraler Bestandteil des nationalsozialistischen Herrschafts- und Terrorsystems. Sie trugen mit ihrer funktionalen Verwaltung erheblich zur Stabilisierung des NS-Regimes bei. Die wechselseitige Dynamisierung zwischen lokaler und staatlicher Ebene stellte einen entscheidenden Faktor der nationalsozialistischen Kraftentfaltung dar.
Obwohl zentrale Unrechtsmaßnahmen im NS-Staat von der Stadtverwaltung umgesetzt wurden, schrieb man ihr lange Zeit eine nachrangige Bedeutung bei der systematischen Diskriminierung und Verfolgung von Juden, Zeugen Jehovas oder Sinti und Roma zu. Erst mit der neuen Täterforschung und der Fokussierung der Handlungsebene vor Ort zeichnete sich das Täterhandeln der Kommunen immer deutlicher ab. In dem Vortrag werden die Arbeitsfelder und Funktionen der Stadtverwaltungen in der Zeit des Nationalsozialismus beleuchtet. Hierbei werden auch die Forschungsentwicklungen und Bewertungsverschiebungen in den letzten Jahrzehnten nachgezeichnet und aktuelle Diskussionen über den Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit in den Kommunen erörtert.
Zur Person:
Prof. Dr. Sabine Mecking, geboren 1967, ist Direktorin des außeruniversitären Hessischen Instituts für Landesgeschichte und Lehrstuhlinhaberin für Hessische Landesgeschichte an der Philipps-Universität Marburg. Sie ist Mitglied zahlreicher wissenschaftlichen Gremien und Kommission. Sie amtiert als Vorsitzende des Brauweiler Kreises für Landes- und Zeitgeschichte. Ihre Schwerpunkte in Forschung und Lehre liegen unter anderem in den Bereichen der Historischen Demokratie- und Protestforschung, der Verwaltungs- und Polizeigeschichte, der Erforschung des Nationalsozialismus und politischer Extremismus sowie der modernen Stadtgeschichte.