Die gute Nachricht vorweg: Alle Filialen der Sparkasse Neuss im Kaarster Stadtgebiet bleiben erhalten. Zuletzt hatte es Falschmeldungen gegeben, dass einzelne Filialen geschlossen würden. Tatsache ist aber auch, dass sich die Struktur des Kaarster Filialnetzes künftig ändern wird. Darüber informierte der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Neuss, Michael Schmuck, gestern die Mitglieder des Hauptausschusses. Die Filiale Kaarst-Mitte wird demnach die einzige Filiale mit Voll-Service bleiben – SB-Terminals, Kassenservice und Beratung. Die Filialen Büttgen und Holzbüttgen werden hingegen zu Beratungsfilialen umgebaut. Für die Kaarster Sparkassen-Kunden bedeutet dies, dass der Kassen-Service - etwa für die Rücknahme von Sorten oder die Annahme der gebundenen Sparbücher - wegfällt. Dafür wird der telefonische Service und das Beratungsgeschäft ausgebaut. In Vorst bleibt es bei einer reinen SB-Filiale, an der Neusser Straße in Kaarst wird zusätzlich zu den SB-Geräten weiterhin eine persönliche Beratung angeboten.

Bürgermeisterin Dr. Ulrike Nienhaus hat einen differenzierten Blick auf die Entscheidung der Sparkassen: „Zunächst bin ich erleichtert, dass keine Filiale geschlossen wird und auch die Zahl der Mitarbeiter stabil bleibt. Dennoch werden sich sich die Kunden, und dies trifft insbesondere die älteren Sparkassen-Kunden, künftig an weitere Wege für den gewohnten Service gewöhnen müssen. Der Zeitpunkt der Information durch den Sparkassen-Vorstand und der tatsächlichen Umsetzung ab August halte ich zudem für unglücklich. Der Verwaltungsrat der Sparkassen, in dem auch die Stadt Kaarst vertreten ist, wurde zu spät in Kenntnis gesetzt.“

Michael Schmuck, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Neuss, erläuterte gestern Abend den Kurs der Sparkasse insbesondere mit Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung der Banken und Sparkassen: „Wir müssen das gesamte Unternehmen im Blick behalten und dem lang anhaltenden extremen Niedrigzins Rechnung tragen. Gleichzeitig investieren wir massiv in die Digitalisierung und in die Telefonie, die insbesondere für die ältere Bevölkerung eine sehr komfortable und kundenfreundliche Alternative für den bisher in der Filiale angebotenen Service darstellt. Mit dem nun geplanten Umbau gelingt es uns, den Personalstamm im Kundengeschäft und alle 33 Filialen zu erhalten. Unsere Kunden wollen mehr Beratung und erledigen zu einem überwiegenden Teil ihrer einfachen Bankgeschäfte bereits digital oder per Telefon mit sparkasseneigenen Mitarbeitern in unserem - in Büttgen ansässigen - Medialen Kundencenter. Deshalb ist die Fokussierung auf das persönliche Beratungsangebot der richtige Weg. Dieser wurde dem Verwaltungsrat bereits 2019 ausführlich vorgestellt. Durch die Corona-Pandemie hat sich lediglich der Zeitpunkt der Neustrukturierung verschoben. Auch hierüber erfolgte eine zeitnahe Kommunikation gegenüber den Gremien und der Presse.“

Der Hauptausschuss äußerte mehrheitlich Kritik am Vorgehen der Sparkasse. Ein Antrag der CDU-Fraktion mit dem Ziel, die Sparkasse aufzufordern, die beabsichtigte kurzfristige Umwandlung der Geschäftsstellen nochmals zu prüfen und ggf. eine temporäre tageweise Kassenbesetzung zu ermöglichen, wurde mit Mehrheit angenommen. Schmuck machte jedoch zuvor deutlich, dass die Entscheidung steht.