Die Kaarster Stadtgeschichte zwischen 1918 und 1949 ist bisher nur unzureichend aufgearbeitet. Ein zuverlässiges Übersichts- oder Nachschlagewerk für diese Zeitspanne fehlt. Dies soll sich ändern. Die Stadt Kaarst startet ein dreijähriges Projekt, an dessen Ende ein Buch mit belastbaren Fakten und Quellen auch zu den dunklen Kapiteln in der Kaarster Stadtgeschichte stehen soll. Gefördert wird das Projekt mit Mitteln aus der regionalen Kulturförderung des LVR sowie der Kulturförderung des Rhein-Kreises Neuss. Das Gesamtprojekt kostet 136.000 Euro. Das kooperierende LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte begleitet das Projekt beratend.

Stadtarchivar Sven Woelke sieht den Arbeitsergebnisses mit Spannung entgegen: „Durch die Förderung ist es uns möglich, eine Projektstelle mit einem hervorragenden Wissenschaftler zu besetzen. Es wird vor allem seine Aufgabe sein, die vorhandenen Quellen des Stadtarchivs auszuwerten und sich in anderen Archiven auf Spurensuche zu begeben. Ich bin mir sicher, dass wir am Ende eine umfassende Aufarbeitung in Händen halten werden.“

Dr. Ansgar Klein, Historiker und Experte für die Erforschung von Regionalgeschichte zu Beginn des 20. Jahrhunderts, wird ab dem 1. August als wissenschaftlicher Mitarbeiter des Stadtarchivs für das Projekt beschäftigt. Er nennt die Gründe für die bisher fehlende Aufarbeitung: „Es war nicht unüblich, dass die Zeitspanne zwischen dem Ende des Ersten Weltkrieges und vor der Gründung der Bundesrepublik in der kommunalen Geschichtsschreibung ausgeblendet wurde. Wenn handelnde Personen noch lebten, wurde die Aufarbeitung von möglicherweise belasteten Dokumenten und Quellen vielfach nicht vorangetrieben. Unser Anspruch heute ist ein anderer, und es ist gut, dass die Stadt Kaarst auch diese Jahrzehnte der eigenen Geschichte gründlich erforscht.“

Das Projekt wird durch eine von der Stadt Kaarst und dem LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte organisierte Vortragsreihe zur Stadtgeschichte begleitet. Diese startet im Oktober 2023 in der VHS. Das fertige Buch soll auch an Kaarster Schulen ausgegeben werden, um es im Unterricht zu nutzen.