Bürgermeisterin Ursula Baum will für die Grundwasser-Betroffenen zeitnah eine Perspektive erarbeiten. Dies kündigte sie am 28. November bei der Bürgerinfo-Veranstaltung im Albert-Einstein-Forum an. Rund 350 Kaarsterinnen und Kaarster aus allen Ortsteilen waren der Einladung der Stadt gefolgt. Bei einer spontanen Abfrage der Betroffenheit wurde deutlich: Mehr als die Hälfte der Anwesenden hatten zuletzt nasse Keller.
Bereits im Oktober hatten Experten des Erftverbandes im zuständigen Fachausschuss über die Grundwasser-Problematik informiert. Dabei geht es insbesondere um die Frage, welche Eingriffe in den Grundwasserspiegel technisch möglich sind und gleichzeitig den Regeln der Wasserbewirtschaftung im Rhein-Kreis Neuss entsprechen. Dieser Vortrag wurde zwischenzeitlich aktualisiert und am Donnerstagabend einem größeren Publikum vorgestellt. Stefan Simon und Holger Diez vom Erftverband stellten erneut zwei theoretische Möglichkeiten eines Eingriffs in den Grundwasserspiegel vor. Grundlage hierfür bildet eine Studie des Erftverbandes aus dem Jahr 2008. Die aktuellen Grundwasserstände wurden in die Modelldaten eingearbeitet. Demnach könnte mit drei ausgesuchten Pumpenstandorten der Grundwasserspiegel gesenkt werden - unmittelbar am Brunnen um rund 50 Zentimeter. Zwei dieser Brunnen würden in Holzbüttgen am Schwarzen Weg und an der Nordkanalallee liegen, im Ortsteil Kaarst ist die Flachsbleiche als optimaler Standort identifiziert worden. Im weiteren Bereich der Brunnenanlagen wären Absenkungen um rund 30 Zentimeter und um bis zu 10 Zentimeter im äußeren Einflussbereich der Pumpen zu erwarten. Der Einflussbereich ist allerdings begrenzt und erstreckt sich nicht auf das gesamte Stadtgebiet. Eine zweite Option wäre die Absenkung des Grundwasserspiegels durch eine Entschlammung und Vertiefung des Nordkanals. Weil hierbei allerdings viele Variablen zu berücksichtigen sind, kann der Erftverband keine belastbare Prognose zur tatsächlich zu erzielenden Absenkung treffen. Zudem wäre die Entschlammung gegebenenfalls zu wiederholen.
Auch die Kosten des Baus und des Betriebs der Pumpen sind noch nicht abschließend untersucht. Nach ersten Schätzungen kostet allein der Bau der Brunnen jeweils rund 200.000 Euro. Zusätzliche Kosten würden durch das Ableitungssystem in den Nordkanal entstehen. Hier geht man von Herstellungskosten in Höhe von rund 300.000 Euro je Brunnenanlage aus. Da in Holzbüttgen durch eine räumlich begrenzte Altlast eine größere Verunreinigung des Grundwassers bei einem Abpumpen zu befürchten ist, könnten die nun präsentierten Brunnenstandorte dort womöglich nicht realisierbar sein.
Wo die Brunnen tatsächlich gebaut werden würden, hängt von einer möglichst genauen Analyse der Betroffenheit ab. Die vorgelegte Studie basiert auf den bekannten Höhen der Kanaldeckel im Stadtgebiet und simuliert eine Betroffenheit unter Annahme eines Grundwasserhöchststandes. Ein Gebäudekataster, wie es beispielsweise in Korschenbroich existiert, gibt es in Kaarst noch nicht. Für eine belastbare Planung und Kostenermittlung ist dieses Kataster zwingend notwendig, um möglichst effektive Maßnahmen festzulegen. Bürgermeisterin Ursula Baum will dieses Gebäudekataster nun möglichst schnell auf den Weg bringen. Im kommenden Umweltausschuss wird der Politik ein entsprechender Vorschlag vorgelegt. Ursula Baum: „Wir wwollen eine digitale Abfrage starten, um rasch zu belastbaren Daten zu kommen. Die tatsächliche Betroffenheit ist ganz entscheidend, um auch in den politischen Beratungen weiterzukommen. Klar ist: Jede Lösung wird Geld kosten und nur über eine Umlagefinanzierung funktionieren. Dabei wird die Stadt gegebenenfalls auch einen Eigenanteil zu leisten haben. In welcher Höhe und ob wir hierfür eine politische Mehrheit finden, hängt auch von der Qualität der Daten ab. Ich werde jedenfalls das Thema vorantreiben und alle Akteure an einen Tisch holen.“
Zu diesen Akteuren gehört auch der Rhein-Kreis Neuss als Untere Wasserbehörde. Sie müsste den Eingriff ins Grundwasser genehmigen. Auf Einladung der Stadt war Gabriele Bemba, Leiterin der Unteren Wasserbehörde, ins AEF gekommen, um die Abwägungen von Gebäudeschutz und Wasserwirtschaft kenntlich zu machen. Alle Maßnahmen müssen demnach eng mit der Wasserbehörde abgestimmt werden.
Die Stadt hat bereits und wird weiterhin ihr Informationsangebot auf der Internetseite www.kaarst.de/grundwasser überarbeiten. Hier finden Interessierte Gutachten und Daten zum Grundwasserstand, weiterführende Links sowie die gezeigten Präsentationen. „Mir ist es wichtig, dass wir nun schnell den nächsten Schritt gehen können. Sobald die Kataster-Abfrage fertig ist, gehen wir wieder aktiv auf die Kaarster Bürger zu“, sagt Bürgermeisterin Baum.
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Präsentation Erftverband 28.11.2024
Präsentation Rhein-Kreis Neuss 28.11.2024