Das Handy als Taschenmesser: Für die Medienbeauftragte des Georg-Büchner-Gymnasiums, Nadine Artmann, ist dies ein passender Vergleich: „Mit dem Taschenmesser kann ich ganz viele nützliche Dinge anstellen. Ich kann mich an der Klinge aber auch verletzen. Ganz ähnlich verhält es sich mit dem Smartphone. Wer nicht aufpasst, für den wird das Handy zur Gefahr.“ Gerade bei Schülern ist das Risiko hoch, in die Fallen von vermeintlich harmlosen Apps und Spielen zu tappen. Um die Jugendlichen zu sensibilisieren und im Umgang mit den neuen Medien fit zu machen, hat die Stadt Kaarst gemeinsam mit den beiden Kaarster Gymnasien und der Realschule eine Medienprojektwoche organisiert. Fachlich unterstützt durch die Mecodia-Akademie und gefördert durch die Sparkassenstiftung, werden bis zum Wochenende mehrere Workshops für Schüler und Eltern angeboten. Unter anderem geht es um die Selbstdarstellung im Netz, Cybermobbing und Regeln für den Medienkonsum.

Bei allem Verständnis für die Sogwirkung von Apps wie TikTok, Instagram oder Snapchat ist nämlich nach Ansicht der Experten insbesondere die Konsequenz der Eltern mitentscheidend für den Schutz der Kinder und Jugendlichen: Mit dem eigenen Nachwuchs im Gespräch zu bleiben, Interesse zeigen und klare Regeln für die Mediennutzung durchzusetzen, sind nach Ansicht von Nadine Artmann unerlässlich: „Wir lassen ja aus gutem Grund keinen 12-Jährigen ans Steuer eines Autos, auch wenn er körperlich dazu in der Lage wäre. Was fehlt, ist die entsprechende Reife, um das Fahrzeug sicher im Straßenverkehr zu bedienen. Bei der Nutzung der Apps, beim Zocken und Chatten besteht eine vergleichbare Gefahr. Unsere Kinder kennen alle Möglichkeiten und bedienen die Apps mit Leichtigkeit. Doch ihnen fehlt das Bewusstsein dafür, wo der Spaß endet.“ Oftmals sei es Naivität, die ursächlich für die unbedarfte Weitergabe von Fotos oder privaten Daten sei. „Manchmal will man sich auch einfach nur ein bisschen größer in der Gruppe machen, wenn man verbotene Inhalte teilt. Dass daraus ernthafte Probleme erwachsen können, ist den Schülern gar nicht bewusst“, schildert Artmann Erfahrungen aus ihrem Berufsalltag.

Deshalb geht die Medienberatung an den Kaarster Schulen auch über die Projektwochen hinaus. „Das ist ein fester Bestandteil unseres schulischen Alltags. Wir wissen, dass die Aufklärung funktioniert. Durch die präventive Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern sowie den Eltern besteht ein gutes Vertrauensverhältnis. So können wir bei Grenzüberschreitungen konsequent sein und dennoch eine vertretbare Lösung für alle Beteiligten finden“, sagt Artmann. Die Stadt Kaarst fördert diese Arbeit auch durch ergänzende Projekte in der freien Jugendarbeit. „Insgesamt sind wir auf einem sehr guten Weg in Kaarst. Die Schulen leisten eine tolle Arbeit und wir können durch entsprechende Förderung der Projekte präventiv viel erreichen“, sagt Martina Bläser vom Jugendamt der Stadt Kaarst.

Infos für Eltern
Experten raten dazu, frühzeitig den Medienkonsum der Kinder innerhalb der Familie zu regeln.
Um Streit und Frustration zu vermeiden, kann ein „Vertrag“ hilfreich sein, der den Umfang, die Art und das Ver-halten bei der Nutzung von Medien verbindlich regelt.
Unter www.mediennutzungsvertrag.de finden Eltern Hilfestellungen, wie so eine verbindliche Regelung gestaltet werden kann – bestenfalls vor dem ersten Konflikt.